Östrogendominanz

Bei Frauen werden mit dem Eintritt in die Pubertät Östrogene gebildet. Es gibt davon etwa 30 Stück. Vorne weg sind hier Östradiol, Östron und Östrol zu nennen. Östrogene lassen die weibliche Brust wachsen und sie lösen meist erstmals im frühen Teenageralter die monatliche Blutung aus, die das äußere Zeichen dafür ist, dass Fruchtbarkeit eingetreten ist, dass fast jeden Monat eine Eizelle ausgestoßen wird, und sich die Schleimhaut der Gebärmutter aufbaut, um eine Einnistung und Wachstum neuen Lebens zu ermöglichen.

 

Die weiblichen Körperformen werden stark von den Östrogenen dominiert, und wenn eine Frau nach dem Urteil von Männern „heiß“ ist, weist sie in der Regel auch einen hohen Östrogenspiegel auf. (Wenn Frauen davon sprechen, dass ein Mann „heiß“ sei, dann verweisen sie auf testosteronabhängige Effekte, die viril machen: Bartwuchs, kantiger Körperbau und kräftige Muskulatur, insbesondere am Bauch, dessen Kontur nicht durch Fetteinlagerung maskiert ist und manche an ein Waschbrett erinnert. Diese Hormone bewirken die Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale. Darunter zählt die von gleichaltrigen Jungs zunehmend abweichende Behaarung. Sie fällt geringer aus als beim Mann, weniger ausgeprägt und vor allem nicht im Gesicht. Es gibt auch einen großen Unterschied bei der Kopfbehaarung, die beim Mann mitunter schon im Teenageralter dünner wird und Geheimratsecken zeigen kann, was bei der Frau bis zur Menopause hin kein Thema ist, sie behält ihr fülliges Kopfhaar.

Es gibt überall im Körper Östrogen-Rezeptoren, und die Wirkung der Östrogene geht weit über die Geschlechtsorgane hinaus. Östrogene beteiligen sich an der Regelung des Zucker- und Fettstoffwechsels, des Energiehaushaltes, von Appetit und Gewicht, und sie wirken beschützend auf Herz und Kreislauf. Sie fördern den Knochenaufbau, sorgen für gutes Bindegewebe und steigern die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Nicht zuletzt führen sie als Wohlfühl-Hormone zu guter Laune, lassen Glücksgefühle fließen und halten die Psyche in der Balance.
Ein Überschuss der Östrogene kann jedoch auch ein Krankheitsbild hervorrufen, das Östrogendominanz genannt wird und eine Fülle von Beschwerden und Stoffwechselstörungen hervorrufen kann.

Beschwerden

Allgemein
Es stört die Funktion der Schilddrüse und der Oberbauchdrüsen. Zucker wird schlechter verstoffwechselt, Zink geht verloren, Kupfer steigt an. Nächtliches Schwitzen, Hitzewallung, leichtes Frieren. Erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Entzündungen und Verletzungen heilen nicht mehr so gut.

Es steigt das Risiko für Krebs der Gebärmutter und der Brustdrüse.

Seele
Depressive Verstimmung, Gereiztheit, weinerlich oder aggressiv, Müdigkeit, Schlappheit, keine Lust auf Sex

Haut und Bindegewebe
Haut trocken, juckend, rissig, Gesicht gerötet, aufgedunsen. Schleimhaut trocken, vor allem in der Scheide. Haare spröde, fallen aus. Haare und Schamhaare werden grau, Nägel brüchig. Osteoporose. Wassereinlagerungen.

Gelenkschmerzen, Bindegewebsschwäche, Muskelschwäche

Kreislauf
Schwindel, Herzklopfen, Blutdruckerhöhung, morgens Kopfdruck. Herzinfarkt und Schlaganfallgefahr steigen.
Geschlechtsorgane: Vor und während der Monatsblutung schmerzempfindlicher, Blutung stark. Brust spannt, empfindlich. Zur Monatsblutung hin schlechteres Sehen und Hören, aber stärkeres Riechen

Verdauung
Heißhunger, Durchfall wechselt mit Verstopfung, vermehrt Blähungen, Bauchweh.

Die Östrogendominanz entsteht häufig durch einen Mangel an den Gegenspielern der Östrogene, den Gestagenen (Gelbkörperhormonen). Das bekannteste davon ist Progesteron. Gestagene sind am weiblichen Zyklus ergänzend beteiligt. In der zweiten Zyklushälfte bereiten sie die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor. Sie sind für den Erhalt der Schwangerschaft verantwortlich. Progesteron erhöht die Körpertemperatur. Es erhöht die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut. In der Brustdrüse führt es zur Verdichtung des Gewebes in der zweiten Zyklushälfte. Es wird auch mehr Flüssigkeit in das Gewebe der Brust eingelagert.

Beim Mann balanciert Progesteron Testosteron aus, bei der Frau die Östrogene. Progesteron wirkt bei beiden Geschlechtern ausgleichend auf die Seele.

Es kommt häufig vor, dass eine junge Frau in der Pubertät noch keinen regelmäßigen Zyklus hat. Der Abstand der Blutungen schwankt, manchmal fällt sie aus oder verzögert sich. Die hormonelle Regulation ist noch nicht ausgereift, die Steuerhormone der Schilddrüse, das FSH und LH, stimulieren die Eireifung nicht ausreichend, und es kommt nach dem Eisprung auch nur eingeschränkt zur Ausbildung eines Gelbkörpers, der Progesteron bildet. Mit der Gabe von Mönchspfeffer kann diese Steuerung oft verbessert werden. Wenn eine Frau schwanger wurde und ein Kind geboren hat, bildete sie im ersten Drittel der Schwangerschaft einen weit kräftigeren Gelbkörper als das außerhalb der Schwangerschaft der Fall ist. Dieser Lerneffekt kann die Bildung des Gelbkörpers fortan verbessern, und wenn dem Körper für die Hälfte des Monats mehr Progesteron zur Verfügung steht, kann er daraus in den Nebennieren leichter andere wichtige Hormone wie Cortison, Aldosteron oder Androgene bilden. Fehlt aber der Gelbkörper oder ist dieser unzureichend ausgebildet, kann sich das negativ auf die Funktionalität der Nebennieren auswirken. Ob der Gelbkörper gut gebildet wird, kann man selbst gut messen, indem man im Mund und vaginal morgens die Temperatur bestimmt und vergleicht. In der Zyklusmitte steigt sie vaginal um mehr als einen halben Grad an und bleibt höher bis kurz vor der nächsten Blutung. Diese Messung zeigt, ob die Nebennieren (und die Schilddrüse) gut mit Progesteron unterstützt werden, und auch, ob sich eine befruchtete Eizelle, die sich in der Gebärmutterschleimhaut einnistet, entwickeln kann. Diese Messung ist die genaueste Bestimmungsmethode bei der Frage, ob eine Hormon-Balance besteht und die drei Hormondrüsen gut arbeiten. Wenn der Temperaturanstieg regelhaft stattfindet, ist eine Östrogendominanz unwahrscheinlich, denn diese ist in den meisten Fällen relativ und findet vor dem Hintergrund einer Gelbkörperbildungsschwäche mit Progesteronmangel statt.

Eine weitere wichtige Ursache von Östrogendominanz entsteht heute allerdings durch die Umweltverschmutzung in Form von endokrinen Disruptoren. Im Jahr 1993 wurde das erste Mal eine Liste dieser Stoffe veröffentlicht, die das Hormonsystem stören oder auch zerstören können. Mittlerweile sind es 800 Stoffe geworden, von denen man weiß, dass sie entweder eine hormonähnliche Wirkung im Körper haben oder Hormonwirkungen blockieren können. Darunter befinden sich Weichmacher und Additive wie Phtalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Bisphenole, manche Pestizide, Arzneimittel und Kosmetika.

Wir nehmen die Disruptoren teilweise mit der Nahrung auf. Sie sind fettlöslich und stammen zum Großteil aus dem Fettgewebe von Tieren, die wir verzehren, beispielsweise Lachs. Eine zweite Aufnahmequelle ist die Luft in geschlossenen Räumen. Das betrifft vor allem Babys, die auf dem Boden herumkriechen und Gegenstände in den Mund nehmen. Reinigungsmittel sind reich an Disruptoren, aber auch vinylhaltige Produkte wie beispielsweise ein Duschvorhang. Menschen, die frische ursprüngliche Nahrung zu nehmen, vielleicht sogar aus Bioquelle, und kaum Kosmetika verwenden, haben viel weniger Disruptoren im Blut als die Normalbevölkerung. Aber es reicht schon, in einem Auto mitzufahren, und schon steigt der Blutspiegel an Phtalaten, die aus dem Polyvinylchlorid aufsteigen, mit denen ein Auto innen ausgekleidet ist. Auch aus dem Plastikmüll der Meere und aus Mülldeponien dringen Disruptoren ins Meer und ins Grundwasser.

Wir werden auf diesem Weg alle mit chemischen Disruptoren konfrontiert, die in unserem Körper östrogene Wirkungen erzeugen. Tritt dabei eine Östrogendominanz auf, kann man effektiv mit Gestagenen dagegen steuern. Hier bieten sich pflanzliche Gestagene aus dem Frauenmantel, der Yamswurzel oder dem Keuschlamm als Heilmittel an, aber auch bioidentische Progesteroncreme in der individuell passenden Dosierung, beginnend mit 0,5 Prozent und steigernd bis 10%.