Nebennierenschwäche und Nebennierenreizung

Nebennierenschwäche

Als Primäre Nebennierenschwäche (Nebennierenrindeninsuffizienz, NNR) bezeichnet man eine Schwäche der Nebenniere selbst. Das Steuerzentrum, der Hypothalamus des Gehirns, wirkt mit der Bildung des Corticotropin-releasing Hormons (CRH) entgegen, der in der Hirnanhangsdrüse die Entstehung des Adrenocorticotropen Hormons (ACTH) anregt, der wiederum versucht, die Nebenniere zur Produktion von Cortisol und anderen Glucorticoiden und von Androgenen zu veranlassen. Ist die Nebenniere so schwach, dass ein hoher ACTH-Spiegel entsteht, nennt man die Krankheit Morbus Addison. Sie tritt vor allem bei Frauen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Die Sekundäre Nebennierenschwäche geht von einer Erkrankung der Hirnanhangsdrüse aus. Es wird zu wenig ACTH produziert und dadurch entstehen in der Nebenniere zu wenig Cortisol, verwandte Glukokortikoide und Androgene. Sie alle brauchen diesen Botenstoff für die Bildung. Die Mineralkortikoide bleiben jedoch normal, da sie kein ACTH brauchen, aber die Androgene gehen ebenfalls zurück. Diese Form der Nebennierenschwäche tritt etwas später auf, zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Die tertiäre Nebennierenschwäche entsteht durch eine Erkrankung des Hypothalamus. Dadurch wird weniger des Corticotropin-releasing Hormons (CRH) gebildet. Ohne ihn kann nicht genug ACTH entstehen, und deshalb funktioniert auch die Nebenniere schwächer. Menschen, die dieses Buch gekauft haben, werden im Regelfall an einer milderen Form der primären Nebennierenschwäche leiden, die durch Stress entsteht und selbstlimitiert ist. Wenn es gelingt, die schädlichen Faktoren zu limitieren oder zu beseitigen, werden sie wieder gesund werden und eine leistungsfähige Nebenniere aufweisen. Es ist also die Frage, wie tiefgehend die Diagnostik sein muss, um schwere Erkrankungen der Nebenniere früh zu erkennen oder ausschließen zu können. Durch eine Früherkennung kann es ja auch gelingen, einen Verlauf zu vermeiden, bei dem die Nebennierenrinde zerstört wird und ein Totalausfall der Nebenniere entsteht, der nur mit lebenslanger Gabe von Hormonen in Schach gehalten werden kann. Womit haben wir es hier in vielen Fällen zu tun? Bei der primären Nebennierenschwäche besteht in 70% der Fälle eine Autoimmunkrankheit, bei der Nebennierengewebe über Antikörper angegriffen wird, eine Krankheit, die auf Ebene der Schilddrüse der Hashimoto-Thyreoiditis gleicht, die ebenfalls vorwiegend bei Frauen im jüngeren und mittleren Lebensalter verbreitet ist. Tatsächlich gibt es in einigen Fällen beide Autoimmunkrankheiten gleichzeitig, und mitunter sogar Mischformen, wo die Nebenschilddrüse befallen ist – Kalziummangel tritt hier auf – oder der Inselzellapparat der Bauchspeicheldrüse, wodurch Diabetes mellitus entsteht. In den allermeisten Fällen sind das Frauen im jüngeren und mittleren Lebensalter, die an diesen Drüsenkrankheiten leiden. Die Behandlungsstrategie wird sich hier gegen Autoimmunkrankheiten richten müssen. Diagnostisch bestimmt man hier die Nebennieren-Antikörper (NN-AK). Eine weitere große Gruppe, bis zu 20% der Fälle, beschreibt Nebennierenschwäche durch Infektionskrankheiten. Früher war die Tuberkulose weit verbreitet, heute sind es eher Pilzinfektionen bei Immungeschwächten, die an AIDS leiden oder eine Chemotherapie bekommen, die die Nebennierenrinde zerstören. Hier ist es klar, dass diese Infektionen erkannt und mit einem Antimykotikum bekämpft werden müssen, bevor das Zerstörungswerk der Pilze zu weit fortgeschritten ist. Die Nebenniere kann auch durch bösartige Tumore, durch Blutung oder Medikamente zerstört werden. Das kommt sehr selten vor. Eine weitere seltene Ursache sind Erbkrankheiten, die zur Störung der Cortisolbildung führen. Die bekannteste ist der 21-Beta-HydroxylaseMangel, der das adrenogenitale Syndrom (AGS) auslöst. Auch eine Adrenoleukodystrophie kann eine Nebenniere zerstören – nebst Gehirn, Rückenmark und Nerven, und es gibt auch eine erbliche Unempfindlichkeit auf ACTH. Erbliche Störungen können derzeit noch nicht behoben werden, aber durch einen gezielten Hormonersatz kann man hier gut helfen. Die sekundäre und tertiäre Nebennierenschwäche entsteht durch Schädigungen von Hirngewebe im Bereich der Hirnanhangsdrüse und des Hypothalamus durch: Tumore Tuberkulose, Sarkoidose, Wegener Erkrankung Aktinomykose (eine Pilzerkrankung). Bestrahlung der Hirnanhangsdrüsenregion Schädelverletzungen Operative Entfernung der Hirnanhangsdrüse Autoimmunbedingte Entzündung der Hirnanhangsdrüse Plötzliche Blutunterversorgung („Schlaganfall“) der Hirnanhangsdrüse Zerstörung der Hypophyse nach starkem Blutverlust der Mutter bei Geburten Sheehan-Syndrom). Sehr selten gibt es erbliche, teils angeborene Störungen der Herstellung von ACTH. Durch das Beenden einer GlukokortikoidBehandlung. Diese kann, wenn sie abrupt erfolgt, sogar eine Addison-Krise auslösen, ein medizinischer Notfall, der eine Krankenhauseinweisung und die rasche Gabe von Glucocorticoiden erfordert.

Von einer Nebennierenschwäche sprechen wir, wenn das morgendliche Cortisol niedrig ist und im Laufe des Tages noch abfällt. Es kann am Abend zu einer Gegenreaktion kommen mit Schlafstörungen, doch diese ist weit geringer ausgeprägt als bei der Nebennierenreizung. Die mangelnde Schlaftiefe bei Nebennierenschwäche und das dauernde Aufwachen, das Menschen mit dieser Störung berichten, kommt meistens von einer schwachen Schilddrüse, die nachts zu wenig aktives Hormon T3 absondert, sodass der Stoffwechsel der Nebenniere zu wenig angeregt wird. Menschen mit Nebennierenschwäche sind meiste schlanke Frauen, die unter Stress noch dünner werden. Sie haben einen niedrigen Blutdruck, der beim Aufstehen oder bei körperlicher Belastung noch abfallen kann. Es sind Menschen, die zu Schwindel und Ohnmacht neigen in Angstsituationen, da dabei der Blutdruck noch abfällt. Eine Nebennierenschwäche wird als eine starke Störung empfunden und Menschen, die das haben, werden häufig aktiv auf der Suche nach einem Heilmittel. Aber es gibt auch andere, sehr ähnlich gelagerte Formen der Erschöpfung, an denen eine Nebennierenschwäche nebenbei beteiligt sein kann, das führende Problem aber woanders liegt. Deshalb ist es wichtig, in dieser Beziehung genau hinzusehen und sich gut zu beobachten und an verschiedenen Stellen zu überprüfen, was Sache ist, um beurteilen zu können, ob eine Nebennierenschwäche überhaupt vorliegt und wenn ja, wie ausgeprägt sie ist. Diese Analyse beginnt bei den Beschwerden und den einfachen Messungen, die wir durchführen können, und schreitet dann erst zu Laborergebnissen fort. Die häufigste Ursache einer Nebennierenschwäche ist eine Schilddrüsenschwäche oder das Faktum, dass Sie in den Wechseljahren sind und die Geschlechtsdrüsen weniger Hormone bilden. Da kombinieren sich Drüsenschwächen und allgemein nachlassende Kräfte durch Rückgang der Enzymfunktion und der Möglichkeiten des Stoffwechsels, Defizite auszugleichen miteinander zum Stressfaktor, der eine Nebenniere in die Knie zwingen kann. Eine weitere wichtige Ursache ist die medikamentöse Gabe von Cortison. Das sind Menschen mit Neurodermitis zum Beispiel, die über Monate und oft Jahre hinweg die angeblich harmlose 0,5%ige oder 1%ige Cortisonsalbe großflächig einmassiert und dabei eine Hormonsubstitution des Körpers durchgeführt haben, unter der die Nebenniere faul geworden ist. Oder Menschen mit Asthma oder Colitis, die Cortisonsprays oder Cortisonpräparate bekommen, die angeblich nur in die Schleimhaut des Darms gelangen, aber natürlich auch in die Blutbahn und die Nebenniere über Jahre hinweg beeinflusst und oft auch geschwächt haben. Oder Menschen mit Pollenallergien, die von einem gutwilligen Arzt jedes Jahr vor der Saison eine Ladung Cortison gespritzt bekommen, wie wir oben schon gehört haben. Gut zur Vorbeugung von Allergiesymptomen, schlecht für die langfristige Entwicklung der Nebenniere, deren Schwäche ja ursächlich für die Ausbildung dieser Allergie war und nun verstärkt wird, da Cortison zugeführt und die Eigenproduktion davon unterdrückt wird. Die Nebenniere ist hier empfindlich, wie viele Naturheilkundler wissen, die von „Unterdrückung“ durch Kortison sprechen. Man mag zwar kurz- und mittelfristig eine Beschwerde los sein, doch die Krankheit kehrt an anderer Stelle noch intensiver wieder. Auf Ebene der Nebenniere betrachtet führt eine Nebennierenschwäche durch medikamentösen Ausgleich zu einer Verstörung mit einer tiefer gehenden Form der Nebennierenschwäche, die schwieriger zu behandeln ist. Therapeuten sehen, dass Stresssituationen wie der Tod des Lebenspartners oder eines Kindes, die Trennung von einem Lebenspartner, aber auch eine schwere Operation, die Anspannung von Geldsorgen, die Qual, in einer schlechten Beziehung zu leben oder die Überanstrengung bei der Arbeit Episoden von Nebennierenschwäche auslösen können. Ebenso gut kann eine neue Liebe oder eine glückliche Wendung im Leben stärkend auf die Nebenniere wirken. In den meisten Fällen treten bei Krisen einer Nebennierenschwäche mehrere ungünstige Faktoren zusammen, Geist, Seele und Körper werden von mehreren Seiten attackiert: Überlastung von außen mit Selbstüberforderung und Schlafmangel, negatives Denken, aber auch schlechtes Essen und mangelnde Bewegung potenzieren ihre schädliche Einwirkung auf die Nebenniere. Treten dann noch Traumata durch Staub, Lärm, Umweltgifte und andere schädliche Einwirkungen der Umwelt hinzu, kann eine Nebennierenschwäche mit einer Therapieblockade entstehen, die erst aufgeht, wenn ein großer Teil der Hindernisse aus dem Weg geräumt ist.

Therapie

Sie können mit einer Nebennierenschwäche einfach leben und sie zulassen – oder Sie können etwas dagegen tun. Wenn Sie aktiv werden, versuchen Sie ruhig und zielgerichtet vorzugehen, unter Betonung der natürlichen Maßnahmen, die jedem offen stehen. Sie werden sich, um den optimalen Erfolg zu haben, hier etwas einlesen und die besten Heilmittel für sich prüfen müssen. Einen Großteil der Maßnahmen können Sie aber in Eigenregie ergreifen und umsetzen.

Lifestyle
Der erste, wichtigste Schritt ist die Veränderung Ihrer Lebensweise.

Ruhen
Wenn Sie sich hinlegen – ohne zu schlafen – sinkt das Cortisol im Blut zunehmend ab. Der Körper kommt zur Ruhe und dabei spart er an dem Cortisol ein, das für Belastungen dieses Tages zur Verfügung steht. Wer sich zu Mittag hinlegt – dazu muss er nicht schlafen – der hält abends länger durch. Pause machen können ist eine Kunst, aber sie führt zum Erfolg. Sie unterbrechen damit den Stress auf die Nebenniere, und sparen Stresshormone. Das System reguliert sich herunter.

Lachen
Wenn ich Menschen in der Praxis empfehle, gegen ihre Nebennierenschwäche etwas zu tun, indem sie den inneren Druck auf sich lindern, das Leben leichter nehmen, mehr lachen und auf guten Schlaf achten sollen, ernte ich entweder ein mildes Lächeln (immerhin :)) oder einen verständnislosen Gesichtsausdruck oder Abwehr und Ärger. Dass Ruhe einem dabei hilft, die eigenen Kräfte zu schonen und dabei wieder mehr Cortisol zu bilden, kann man sich als Betroffener kaum vorstellen. Tatsächlich reicht in manchen Fällen aber schon ein einmaliger guter Nachtschlaf aus, und schon geht es bergauf: Ganz ohne Medikamente. In den meisten Fällen aber muss die Arznei Ruhe nachhaltiger dosiert werden. Jeder von uns weiß, dass ein Urlaub von einer Woche kein Burnout vermeiden kann. Aber wenn man drei Wochen lang einen sehr erholsamen Urlaub hatte, kann hier eine Trendwende gelingen. Man kommt tatsächlich gestärkt zurück und verbraucht oft erst innerhalb von Monaten seine Kräfte, bevor man in eine Nebennierenschwäche zurücksinkt. Die große Kunst ist hier einfach, weniger Energie abfließen zu lassen, als man nachbildet, immer auf einem Bündel Kraft sitzen zu bleiben, das für stärkere Belastungssituationen oder Schicksalsschläge übrig bleibt, die binnen kurzer Zeit die Nebennierenkraft aushöhlen oder sogar völlig wegbrechen lassen können. Manche schmunzeln, wenn sie sehen, dass jemand mit einer Nebennierenschwäche zum LachYoga-Wochenende geht und sich dort Hilfe erhofft. Nicht wenige aber kehren davon gestärkt zurück und haben die Kraft kennen gelernt, die durch Lachen und gute Laune vermittelt werden kann. Medizinisch bewiesen ist ja, dass diese das Immunsystem stärkt und der Entstehung und Ausbreitung von schweren Krankheiten entgegen wirken kann, Wirkungen, die über eine starke Nebennierenleistung entstehen mit guter Cortisolversorgung des Körpers in Notsituationen. Genauso gut wissen wir alle, dass Stress unser Immunsystem schwächt und wir eine Infektneigung entwickeln und uns in dieser Zeit mit häufigeren und auch schwereren Infekten quälen. Mitunter fällt uns erst dann auf, dass wir kurz vor einem Burnout durch Nebennierenschwäche stehen, wenn wir einen Infekt nach dem anderen erleben, der uns lahmlegt und – hier ist gerade die Lungenentzündung häufig – uns über Wochen auch ein schweres Krankheitsgefühl vermittelt, das als Fingerzeig verstanden werden kann: Pass auf, du musst zurückschalten, deine Kräfte sammeln und zurückhaltender ausgeben lernen. Wir sollen also lachen, weniger Aufgaben und Pflichten wahrnehmen und uns durch sie nicht quälen lassen. Annehmen, was nicht zu ändern ist, Spaß entwickeln, wo man vorher mit bitterernster Miene zugange war. Fünf gerade sein lassen.

Schlafen
Viele Menschen mit Nebennierenschwäche suchen den Arzt auf, weil sie nicht mehr einschlafen können, nachts mehrmals aufwachen, nicht mehr einschlafen können, oder insgesamt einen oberflächlichen Schlaf haben. Diesen Menschen dann zu sagen: Schlaf mehr und tiefer, das kann dann eher Frust auslösen (was für die Überwindung einer Nebennierenschwäche auch nicht hilfreich ist). Aber die Richtung ist klar: Wenn ich nicht schlafe, komme ich nicht aus der Krise heraus. Sobald ich beginne, Schlaf zu sammeln, mache ich mich aber auf den Weg zur Genesung. Je weiter dieser Weg fortschreitet, desto tiefer und erholsamer werde ich auch wieder schlafen können, und so kann in dem Moment, wo der Schlaf wieder halbwegs stimmt, eine Nebennierenschwäche verbessert werden. Wichtige Erkenntnis in diesem Zusammenhang: Selbst wenn Sie nicht schlafen, aber ruhen, verbessert sich die hormonelle Situation und wird die Nebenniere entlastet. Wenn Sie sich beim Wachwerden mental stressen und wütend werden, weil Sie schon wieder nicht schlafen, belasten Sie die Nebenniere und schwächen sie weiter.

Tiefes Atmen
Die Nebennieren liegen auf der Höhe der unteren Brustwirbelsäule, und die Durchblutung dieser kleinen Drüsen ist stark von der Beweglichkeit der umgebenden Muskulatur abhängig. Über eine freie und tiefe Atmung gehen da Blockaden auf, die eingeschnürten Blutgefäße öffnen sich und transportieren Blut, und die Atmung verbessert außerdem die Sauerstoffversorgung der Nebenniere. All das ist gut bei Nebennierenschwäche, und bietet einen guten Heilreiz bei mangelnder Leistung der Nebenniere.

Es gibt im Yoga zahlreiche Übungen des Pranayama, mit denen die Atmung verlängert und vertieft wird, und diese zeigen starke Wirkung beim Stressabbau. Es ist ja so, dass wir durch Stress die Atmung stocken lassen oder anhalten, den Brustkorb verklemmen und dabei die Atembewegung nicht mehr zulassen, und sich diese unwillkürliche Tonuserhöhung der Rücken- und Atemmuskulatur verselbständigen kann, sodass wir über die verkrampfte und blockierte Atmung ein Therapiehindernis aufbauen. Tief und frei atmen zu lernen ist hier ein wichtiger Schritt. Auch eine Massage des Rückens kann hier sehr hilfreich sein, Blockaden abzubauen und die Durchblutung der Nebennieren zu verbessern.

Leichte Bewegung
Auch die Möglichkeit, sich im Freien leicht zu bewegen, dabei die Atmung anzuregen und die Durchblutung des ganzen Körpers, hat für die Heilung große Bedeutung. Es ist ein neues Trainieren des geregelten Hormonflusses über die Nebenniere, die durch sanfte, der Kondition angepasste Bewegung stimuliert wird und sich revitalisieren kann. Es ist allerdings äußerst wichtig, bei Bewegung und Sport keinen Stress aufkommen zu lassen oder gar auf Leistung hin zu trainieren, denn dann besteht das Risiko, die Nebenniere eher zu fordern und zu überfordern und danach noch größere Schwäche zu empfinden. Da ist es eine Kunst, schonend mit Bewegung zu beginnen, zuerst gehen, dann vielleicht walken und zuletzt joggen, regelmäßig, und nie bis zur Belastungsgrenze.

Jod
Ich stelle dieses Heilmittel an dieser Stelle allen anderen Formen der Ernährung oder Vitalstofftherapie voran, weil es so eine große Bedeutung für den Energiehaushalt vor allem von Hormondrüsen hat. Eine gezielte Gabe von Jod kann schlummernde Drüsen aufwecken und sie aktivieren und zu Leistung bis hin zur Höchstleistung anspornen. Ein Zuviel davon kann aber auch einen Entzündungsschub in Hormondrüsen auslösen, nicht selten auf Ebene einer Autoimmunkrankheit, und deshalb ist es wichtig, dieses Lebenselixier sorgsam zu dosieren. Sie werden, wenn Sie sich in verschiedene Webseiten im Internet einlesen, in Bezug auf Jod schnell mit einem Paradigma konfrontiert werden. Es soll einerseits schädlich sein und andererseits lebensnotwendig. Eine hohe Dosis wird von den einen als unbedingt notwendig beschrieben und von anderen als hochgefährlich. Dieses Rätsel kann man nur auflösen, wenn man berücksichtigt, dass der individuelle Jodbedarf stark variieren kann, und zwar ungewöhnlich stark, wie meine Erfahrung zeigt. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), täglich etwa 150 mcg Jod mit der Nahrung zuzuführen, wird bei vielen Menschen mit Jodempfindlichkeit schon starke Vergiftungswirkungen auslösen. Tatsächlich gibt es Menschen, die nur sehr geringe Mengen von Jod im fast nicht mehr messbaren Bereich vertragen können und damit ihren Energiehaushalt bestens decken. Und dann gibt es am anderen Ende des Spektrums viele Menschen, die weit höhere Dosierungen von Jod als täglich 150 mcg brauchen, um gesund sein und bleiben zu können. Hier gibt es manche, die täglich 1 g Jod zuführen, also eine Vieltausendfaches der Pauschalempfehlung. Auch diese extreme Form der Jodresistenz ist eher selten. Die überwiegende Zahl der Menschen bewegt sich irgendwo dazwischen, und wo Sie da liegen, sollten Sie im Interesse Ihrer Hormongesundheit individuell prüfen. Einen Labortest dafür gibt es nicht, was hier für Sie richtig ist, müssen Sie erspüren. Indem Sie sich in die Frage einfühlen und die richtige Menge vielleicht auch kinesiologisch testen oder testen lassen. Oder indem Sie beginnend mit einer niedrigen Dosis von sagen wir 100 mcg täglich und steigernd im Wochentempo auf die jeweils doppelte Dosis der Vorwoche immer weiter hoch steigern. Präparate für die niedrigen Mengen erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. In der höheren Menge können Sie Jodpräparate wie Iodoral oder die Lugol’sche Lösung rezeptfrei in England oder den USA bestellen, oder Sie holen sich ein Rezept für die Lugol’sche Lösung, das man in deutschsprachigen Landen in verschiedenen Apotheken einlösen kann.

Ernährung
Auch hier gilt: Vitalstoffreiche, unverfälschte und frische Nahrung, die Sie selbst zubereiten, ist vorzuziehen. Obst, Gemüse, glutenfreie Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Fleisch und Fisch in Maßen sind positiv. Der Schwerpunkt wird auf chlorophyllreichen Pflanzen liegen, deren Blüten ätherische Öle beeinhalten, denn diese Pheromone sind Verwandte der Nebennierenrindenhormone und können sie gut stimulieren. Lesen Sie sich in ein Wildkräuterbuch ein, und beginnen Sie in der warmen Jahreszeit Wildkräuter zu sammeln und für die Ernährung zu nutzen. Ein regelmäßiger Löwenzahnsalat im Frühjahr (traditionell mit Ei angerichtet, das war eine frühe volkstümliche Form der Therapie einer Nebennierenschwäche) und eine regelmäßige Schafgarbengarnitur des Salates im Sommer sind hier erste Schritte. Die Pflanzen müssen möglichst frisch sein, damit sie auch viele ätherische Öle bieten können. Tees aus der Apotheke sind hingegen vertrocknet und nur mehr wenig zu diesem Zweck nutzbar.

Vermeiden Sie Koffein, es stört den Schlaf und reizt die Nebenniere. Zucker und andere Süßmittel sollten mit Honig oder Stevia ersetzt werden. Als Öle und Fette bevorzugen Sie Kokosöl, Olivenöl, Butter oder Ghee.
Als besonders stärkend für die Nebenniere gelten:

  • Kokosnuss
  • Oliven
  • Avocado
  • Verschiedene Formen von Kohl: Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl und andere
  • Fettreiche Fische wie Lachs
  • Hähnchen und Pute
  • Nüsse
  • Samen: Kürbis, Chia, Lein

Kelp and Seegras: Wegen des Jodgehaltes
Wenn Sie Trüffel bekommen können, nutzen und verspeisen Sie sie reichlich. Wir haben hier, wie wir schon gehört haben, ein Androgen, das vor allem bei Frauen die innere Schicht der Nebennierenrinde in der Funktion unterstützt und bei Nebennierenschwäche insgesamt ein starkes Heilmittel sein kann. Sie müssen im Gegensatz zur Nebennierenreizung nicht so sehr darauf aufpassen, üppige Mahlzeiten zu vermeiden. Ganz im Gegenteil: Cholesterin als Baustoff für Nebennierenrindenhormone ist erwünscht. Eine eiweißreiche Ernährung, gerne auch aus tierische Quelle, steigert die Versorgung des Körpers mit Phenylalanin, Tryptophan und Tyrosin, sodass auch die Schilddrüse und das Nebennierenmark hier keinen Mangel an Baustoffen haben. Wenn Sie nicht empfindlich gegen Tyramin sind – es kann Kopfschmerz auslösen – bietet sich sogar eine Kost an, die reich an diesem indirekten Sympathomimetikum ist. Tyramin ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, die durch Gärung oder Fermentation gewonnen werden, darunter vor allem reifer oder überreifer Käse und Rotwein; aber auch dunkle Schokolade hat über die Kakaobohne einen hohen Tyramingehalt. Sie können dadurch das Nebennierenmark unterstützen und den Blutdruck steigern. Schokolade liefert auch Serotonin und ist dadurch stimmungsaufhellend. Bevorzugen Sie aber dunkle Schokolade, die nicht zu süß ist und dafür mehr dieser erwünschten Inhaltsstoffe hat.

Nahrungsergänzung
Ein Eisenmangel hat fast unweigerlich eine Nebennierenschwäche zur Folge. Die Enzyme bei der Herstellung von Cortisol sind die eisenhaltigen Cytochrom-P450-Enzyme, und bei Eisenmangel kann es sein, dass sie nicht funktionieren. Wie können Sie erkennen, ob das Relevanz hat? Wenn Sie als Frau ein Bartwachstum bemerken und das Ferritin niedrig ist. Dann entstehen nämlich vermehrt Androgene durch Lähmung der Enzyme, die eigentlich Cortisol bilden sollten. Eine Reihe anderer Vitalstoffe können in einer Mangelsituation einen Cortisolmangel hervorrufen. Die Vitamine der B-Reihe (darunter vor allem Panthotensäure), C und E werden hier in der einschlägigen Literatur am häufigsten genannt. Aber natürlich ist es so, dass die Nebenniere alle Vitalstoffe braucht, die wir kennen – plus jene, die wir noch nicht kennen. Wie sinnvoll es da ist, einzelne Vitalstoffe in hohen und höchsten Konzentrationen anzubieten, das ist eine gute Frage. Viele Menschen, die Vitamin C- und PanthotensäureInfusionen beim Heilpraktiker bekommen berichten danach über ein verbessertes Befinden. Aber auch viele von jenen, die Drüsenextrakte einnehmen, schwören auf die Effektivität ihrer Therapie. Darauf wollen wir in einem späteren Kapitel zurückkommen. Aber im ersten Schritt würde ich einfach gesünder essen wie oben geschildert, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass dadurch Vitalstoffdefizite ausgeglichen werden. Soll man bei Nebennierenschwäche also Vitalstoffe in hoher Dosierung zuführen, und wenn ja, wählt man einzelne aus oder gleich mehrere oder alle zusammen? Das ist eine schwierige Frage. Ich bin geneigt, nach zwei Monaten guter Ernährung bei anhaltenden Beschwerden die Serumspiegel einzelner Vitalstoffe zu bestimmen und zu sehen, ob eine Verarmungssituation an einem oder mehreren von ihnen immer noch besteht und sie in diesem Fall dann gezielt zu ersetzen. Diese Testung kostet Geld, aber die Einnahme eines blind gewählten Kombipräparates ja auch. Wenn Sie keine Laborbestimmungen gemacht haben oder machen wollen, würde ich eine Hierarchie der Wichtigkeit der einzelnen Stoffe aufstellen. An erster Stelle kommt dann nach dem Eisen für mich das Vitamin D3. Es sinkt bei Schilddrüsenentzündungen meistens in sehr niedrige Bereiche, wodurch auch eine Minderleistung der Nebenniere entsteht. Kaum substituiert man D3 großzügig, bessern sich beide Störungen und können sich mitunter alleine durch diese einzelne Vitamin-Ergänzung stabilisieren. Ähnliche Erfolge erzielt man mit Vitamin B12, das häufig als Reaktion auf Stress absinkt und wo ein Mangel dann eine Heilung blockieren kann. Mit Floradix Kräuterblut oder einem ähnlichen Eisenpräparat, 2 Messbecher täglich, 2000 Einheiten Vitamin D3 und 500 mcg Vitamin B12 täglich machen Sie also nichts falsch.
Eine andere Möglichkeit, Vitalstoffe für die Nebenniere zu ergänzen, ist die Gabe von getrockneten Drüsen verschiedener Säugetiere. Dadurch erhält man die Baustoffe, die eine Nebenniere für ihre Funktion braucht. Die Hormone darin sind deaktiviert, da im Fall der Nebenniere ja sonst beispielsweise das Adrenalin und Noradrenalin im Nebennierenmark starke Störwirkung entfalten würden. Bekannt geworden in diesem Zusammenhang sind die Produkte von Dr. Wilson, die man über das Internet beziehen kann. Sie sind nicht ganz billig, es entstehen bei der Einnahme Tagestherapiekosten zwischen 1 und 2 EUR, und etwa 5 EUR, wenn man alle drei Präparate, die im Angebot stehen, einnimmt. Diese Therapie ist allerdings sehr interessant in Situationen, wo Sie eine schnelle Hilfe ohne Hormone wollen und ohne anstrengende Prüfung, welche Arznei denn für Sie die beste sein könnte, denn diese drei Präparate gehen von mehreren Seiten an die Nebennierenschwäche heran und kombinieren sich gut miteinander. Sie liefern zuerst über
Dr. Wilson’s Adrenal Rebuilder: Schweinenebennieren, Hoden, Hypophyse, Hypothalamus, verschiedene Zusatzstoffe ein Präparat, das Inhaltsstoffe aller beteiligten Hormondrüsen und Schaltzentralen beinhaltet. Dann liefert Dr. Wilson ein Vitalstoffpräparat mit einem Pflanzenhormon:

Dr. Wilson’s Adrenal C: Vitamin C, Zink, Kupfer, Mangan, Magnesium, Flavonoide

und in einem dritten Präparat kombiniert er die häufigsten verwendeten adaptogenen Pflanzen:

Dr. Wilson’s Kräuter-Nebennieren: Maca, Lakritz, Ashwagandha, sibirischen Ginseng.

Es ist das eine reizvolle Kombination, wo Sie Nahrungsergänzung und pflanzliche Hormontherapie und Organotherapie miteinander verbinden können. Nehmen Sie von jedem dieser Präparate morgens eine Kapsel und ziehen Sie nach drei Wochen Bilanz, wo Sie stehen. Verbessern Sie Ihren Lifestyle, essen Sie gesund, schlafen Sie mehr, machen Sie Pausen, vermeiden Sie Suchtgifte jeder Art, und Sie werden bald Ihre Nebennierenleistung zurückgewinnen.

Nebennierenreizung

Die Nebennierenreizung kann das Vorstadium einer Nebennierenschwäche sein – oder das Frühstadium einer Überfunktion der Nebenniere. Diese beiden Situationen gilt es zu unterscheiden. Als Erstes fällt labortechnisch ein erhöhter Cortisolspiegel auf. In den häufigsten Fällen ist dieser Anstieg ein Zeichen von Stress und Überanstrengung. Um diese Situation geht es in diesem Buch vorwiegend. Wichtig: Stress kann auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene stattfinden. So wird es nicht verwundern, dass Depression einen erhöhten Cortisolspiegel machen kann – meist auf der Grundlage einer Schilddrüsenschwäche, oder „Fettleibigkeit“ – die häufigste Ursache ist hier eine Schilddrüsenveränderung, die zum Verschreiben von L-Thyroxin veranlasst hat. Dieses wird immer höher dosiert, und dabei entstehen Unterhormone der Schilddrüse, die Übergewicht auslösen. Wenige Menschen, die Euthyrox über 100 mcg täglich schlucken, bleiben dabei normalgewichtig. Eine weitere Ursache eines hohen Cortisols kann die Einnahme der Pille sein. Hier erzeugen Östrogene oder Gestagene eine Überstimulierung der Nebenniere. Körperlicher Stress wird durch manche schwere Krankheiten ausgelöst, auch darunter kann Cortisol ansteigen.

Das hohe Cortisol lässt Menschen zunehmen, meist um den Bauch herum, der weich und gequollen wirkt. Der Blutdruck erhöht sich. Diese Menschen kommen schlecht zur Ruhe, obwohl Ruhe für sie ein großes Heilmittel wäre. Sie schlafen wenig, weil sie wenig Schlaf zu brauchen meinen. Sie sind aufgedreht, unruhig. Das Aufgedrehtsein kostet Kraft, das entstandene Defizit decken sie zum Teil durch vermehrte Nahrungsaufnahme. Diese Gewichtszunahme ist zu einem Gutteil durch Wassereinlagerung bedingt, da Cortisol und besonders die Mineralcorticoide, die hier überschüssig vorhanden sind, das Zurückhalten von Wasser fördern. Wenn Menschen mit Nebennierenreizung wieder mehr schlafen, sich ausruhen und die Nebenniere zur Ruhe kommt, nehmen sie automatisch und sichtlich auch schon innerhalb der ersten Tage ab durch Ausscheidung von Flüssigkeit. Eine Nebennierenreizung bedingt auch vermehrtes Harnlassen, tags wie auch nachts. Viele dieser Menschen trinken zu viel Kaffee, oder nehmen andere Aufputschmittel wie Red Bull, oder Drogen, um mehr Energie zu bekommen, auch das macht die Niere und die Blase nervös, sodass bald ein Reiz zum Harnlassen erfolgt, wo gar nicht mehr viel Entleerung erfolgt. Auch ein Ziehen im Bereich des Nierenlagers wird häufig berichtet. Bei vielen Betroffenen beginnen sich bald Lücken in der Kraft zu zeigen und Anzeichen der Nebennierenschwäche, die hinter dem Geschehen bereits lauert. Morgens mag das Cortisol noch erhöht sein, und für den Vormittag reicht die Kraft, doch dann erschöpft sich das Depot an Cortisol bereits und es kommt zu einem Nachmittagstief, wie das bei der Nebennierenschwäche obligat ist. Durch diese Notreaktion der plötzlichen Cortisolverarmung wird abends wieder vermehrt Cortisol gebildet, putscht auf und hält lange wach, mitunter die ganze Nacht hinweg. Der Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört, hier wirkt auch eine Dysregulation im Hypothalamus und in der Epiphyse mit. Dieses in der Nacht nicht mehr Herunterkommen bei hohem Cortisol kann auch als so quälend empfunden werden, dass man als Therapeut*in als erstes das Symptom Schlafstörung berichtet bekommt und man geneigt ist, mit Schlafmitteln nachzuhelfen. Tagsüber ist man erschöpft, weil man schlecht ausgeschlafen ist, aber auch, weil die Störung der Cortisolproduktion bereits eine Schwäche hervorruft. Diese Schwäche ist ein wichtiges Kriterium, um die Nebennierenreizung von der Überfunktion der Nebenniere, dem Cushing-Syndrom, zu unterscheiden. Ein wichtiger Faktor ist auch die Auswirkung der Nebennierenreizung auf die Seele. Man wird leicht erregbar, neigt zu Wutausbrüchen, verliert schnell die Geduld, ist launisch, kann sich nicht mehr beherrschen. Wenn eine vormals sanftmütige Person unter Stress zum Choleriker wird, ist das ein klares Anzeichen einer Nebennierenreizung. Je weiter das Krankheitsbild fortschreitet, desto stärker zeigen sich weitere körperliche Zeichen. Zur Gewichtszunahme tritt eine auffallende Rundung der Gesichtskonturen hinzu, das so genannte Mondgesicht. Auch der Nacken verdickt sich zum „Büffelnacken“. Im Vergleich dazu sind Arme und Beine auffallend dünn, da auch die Muskelmenge zurückgeht. Dann findet bei vielen Frauen eine „Vermännlichung“ statt. Die Regelblutung hört auf, die Körperbehaarung sieht männlich aus, Barthaare sprießen im Gesicht. Beim Mann besteht Potenz-, bei beiden Geschlechtern Libidoverlust. Wenn die Genetik die Ausprägung eines Diabetes mellitus begünstigt, kann er in dieser Phase hervortreten. Der Knochenabbau führt zu Rückenschmerzen. Die Haut wird dünn und neigt zu Einblutungen. Am Bauch treten blau-rötliche Streifen auf. Der Knochenabbau mag ein Faktor sein, warum bei Menschen mit Nebennierenreizung der Brustkorb im unteren Bereich auseinander weicht. Sie bekommen einen Rundrücken durch Knochenerweichung. Obwohl sie ihr Bauchfett um den Nabel ansetzen, ist der Leibesumfang am Dicksten unter dem Brustbein, auf Höhe der Nebenniere. (Genau umgekehrt ist es bei Menschen mit Nebennierenschwäche. Auf Höhe der Nebenniere, dort wo der Oberbauch ist, ist ihr Körperumfang gering. Manche haben sogar eine Wespentaille, weil sie im Oberbauch so dünn sind.)

Adrenaline Overload Syndrome (AOS)

Eine Nebennierenreizung kann vor allem das Nebennierenmark betreffen. Man nennt das heute auch Adrenaline Overload Syndrome, denn Adrenalin ist bei der Stressreaktion führend. Man reagiert auf Belastung mit Blutdruckanstieg, Herzklopfen, Ängsten. Erst danach steigt auch das Cortisol, und macht die Reaktion nachhaltiger. Typisch für ein AOS sind die geistigen Symptome. Man nimmt mitunter gar nicht wahr, dass man sich so stark erregt, hat eine veränderte Wahrnehmung der Realität. Da gibt es auf Stress hin ein erhöhten Noradrenalin und Adrenalin, mit erhöhter Reizbarkeit, und vermehrter Stresswahrnehmung. Typisch ist eine Betonung des Herzschlags, und obwohl das Herz nicht wirklich schneller schlägt, wird das so empfunden. Wie man diese Störung beeinflussen kann? Die alte Antwort darauf war die Gabe von Betablockern oder peripheren oder zentralen Alphablockern, Pharmazeutika, die das sympathische Nervensystem und damit die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin abblockieren. Vielversprechender ist hier unter heutigen Gesichtspunkten eine gute Schilddrüsentherapie, vor allem die umfassende Schilddrüsenhormonsubstitution beispielsweise mit retardiertem T3, oder mit Schilddrüsenextrakt vom Schwein, um über eine Stützung dieser Hormonachse die Nebenniere zu beruhigen.

Diagnostischer Schritt: Dexamethason-Hemmtest

In dieser Phase ist es gut, das morgendliche Cortisol im Blut zu bestimmen. Ist es erhöht, folgt als nächstes ein Dexamethason-Test. Dexamethason ist ein künstliches, lang wirksames Glucocorticoid. Wenn es verabreicht wird, sollte es die Eigenproduktion des Körpers an Glucocorticoiden, insbesondere Cortisol, bremsen. Existiert diese Bremse nicht, stimmt etwas mit der Regelung von Seiten der Hypophyse nicht. Meist steckt ein ACTH-Überschuss dahinter. Der Dexamethason-Test hilft dabei, die Unterscheidung zu treffen.
Durchführung Man schluckt gegen 23 Uhr 2 mg Dexamethason. Morgens um 8 Uhr wird Cortisol im Blut bestimmt. Ist es unter 3mcg/dl abgefallen, ist eine Nebennierenreizung höchstens in einer sehr milden Form vorhanden. Liegt es darüber, haben wir es mit einer Nebennierenreizung oder einem Cushing-Syndrom zu tun. In diesem Fall wiederholen wir den Test mit 8 mg Dexamethason. Bleibt das Cortisol auf einer ähnlichen Ebene, liegt eine Nebennierenreizung vor. (Oder man hat – extrem selten – einen Tumor irgendwo im Körper, der ACTH bildet, meist ist das ein kleinzelliges Bronchialkarzinom.) Sinkt das Cortisol am folgenden Morgen deutlich weiter ab als am Vortag – etwa um die Hälfte, oder sogar noch mehr – liegt sehr wahrscheinlich ein Cushing-Syndrom durch zu hohe ACTH-Produktion der Hypophyse vor, denn diese Produktion lässt sich durch eine hohe Dosis Dexamethason unterdrücken.

Weitere Analyse

Eine Kernspintomographie auf Höhe der Nebenniere kann ausschließen, dass statt einer Reizung der Nebenniere ein gutartiger oder bösartiger Tumor vorliegt, der Cortisol oder andere Nebennierenhormone produziert. Diese Abklärung kann Bedeutung erlangen, wenn eine sanfte Therapie nicht innerhalb weniger Wochen angeschlagen hat. Haben wir eine Nebennierenreizung gefunden, geht der Blick auf die Schilddrüse und die Geschlechtsdrüsen. Wie sehen diese Organe im Ultraschall aus? Wie sind die Hormonspiegel, die sie produzieren? Weisen Beschwerden in die Richtung einer dieser beiden Hormondrüsen, müssen diese dort gelöst werden.

Therapie

Soll die Behandlung nur auf Ebene der Nebenniere durchgeführt werden, oder sucht man eine Ergänzung auf Ebene der Nebenniere selbst, gibt es einige Möglichkeiten, hier einzuwirken.

Lifestyle
Eine Nebennierenreizung entsteht durch einen Stress geistiger, seelischer oder körperlicher Art, der eine Mehrleistung des Betroffenen erzwingt. Die Antwort darauf: Weniger Ansprüche an sich selbst stellen, weniger Pläne, Aufgaben, Tätigkeiten. Erholungsphasen einlegen, für ausreichend Schlaf sorgen. Das Leben leichter nehmen, sich nicht innerlich unter Druck setzen. Dann sind Dinge, die Sie auf geistig-seelischer Ebene verbessern können. Körperliche Stressfaktoren sind schlechte Ernährung mit Überlastung des Stoffwechsels und unbehandelte Drüsenschwächen, die die Nebenniere durch Überaktivität auszugleichen sucht.

Ernährung
Von Seiten der Ernährung ist alles vorzuziehen, dass ursprünglich so gewachsen ist und von Ihnen zubereitet wurde. Umgehen Sie möglichst industriell gefertigte Nahrungsmittel mit ihren hunderten an Zusatzstoffen. Sie wollen eine vitalstoffreiche, frische Nahrung. Lernen Sie Obst, Rohkost und reines Wasser kennen als Grundnahrungsmittel. Glutenfreie Getreide, Nüsse und in geringen Maßen mageres Fleisch oder Fisch sind positiv zu sehen. Sie wollen ein Überangebot an Cholesterin und Aminosäuren vermeiden. Cholesterin würde die Produktion von Nebennierenrindenhormonen eher anregen, Tyrosin und Phenylalanin und vor allem Tyramine heizen die Aktivitität des Nebennierenmarks an. Tyramine sind vor allem in reifem Käse, Rotwein und Schokolade enthalten, essen und trinken Sie davon wenig. Was sollen wir essen? Mineralstoffreiche Nahrung – Kalzium, Kalium und Magnesium sind wichtig – und Nahrung, die reich an den BVitaminen ist. Nüsse, Samen, pflanzliche Öle, grünes Gemüse. Alle Formen der Aufputschmittel, Alkohol, Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Drogen sind nachteilig, da sie die Überfunktion der Nebenniere verstärken.
Hohes nächtliches Cortisol bekämpfen
Das wichtigste Mittel gegen ein hohes nächtliches Cortisol lautet: Tagsüber kein Energiedefizit schaffen. Wenn Sie ein Nachmittagstief haben mit Energiearmut, müssen Sie daran arbeiten, dieses Kraftdefizit erst gar nicht zu schaffen, schon vorher mit den Tätigkeiten zu bremsen, vielleicht mittags auch eine Siesta einlegen.
Für Menschen, die eine gesunde Schilddrüse haben, kann abends Phosphatidylserin (PS) eine interessante Arznei sein. Diese Fettsäure wird aus Soja gewonnen und ist frei verkäuflich. Man beginnt mit 300 mg und kann bis zu 1 g steigern. Eine andere Möglichkeit, das nächtliche Cortisol zu steuern, läuft über eine Mineralstofftherapie. Sie nehmen abends 50 mg Zink und morgens 2 mg Kupfer. Aus der traditionellen chinesischen Medizin kommt die Empfehlung, die Jujube, die Brustbeere, zu essen. Sie bekommen sie im Asia-Laden und essen 5 Früchte abends vor dem Schlafengehen. Pharmazeutisch bietet sich auch die Möglichkeit, mit Melatonin zu arbeiten. Sie nehmen 1 mg davon eine Stunde vor dem Schlafengehen. Melatonin ist allerdings rezeptpflichtig.

Heilpflanzen
Mariendistel
Dieses Kraut wird seit dem Altertum zur Stärkung der Leberfunktion eingesetzt. Sein Inhaltstoff Silibilin blockiert Glucocorticoid-Rezeptoren im Körper und reduziert die ACTH-Bildung. Dosierung: Man nimmt Mariendistel als Kapsel ein in einer Dosis von 200 – 400 mg.

Guggul
Guggul nennt man das Gummiharz des Balsambaums. Das indische Wort Guggulu bedeutet: Jenes, das vor Krankheiten bewahrt. Es wird vorwiegend zum Räuchern verwendet. Im Ayurveda hat dieser Extrakt aus Commiphora mukul große Bedeutung bei der Behandlung einer Hypothyreose. Er unterstützt die Umwandlung des inaktiven Schilddrüsenprohormons T4 in das aktive Hormon T3 und stärkt somit die Schilddrüsenfunktion. Guggul senkt Cholesterin und vermindert dadurch eine Hormonüberproduktion. Guggulsterone wirken entzündungshemmend und abschwellend, und verbessern den Wasserhaushalt. Dosierung: Es werden Kapseln angeboten, eine gute Tagesdosis ist 250 mg.

Maitake (Gemeiner Klapperschwamm)
Maitake heißt zu deutsch „Tanzpilz“, da er beim Schütteln der Fruchtkörper ein klapperndes Geräusch verursacht. In Japan seit 3000 Jahren ein beliebter Speisepilz, wird er in der traditionellen chinesischen Medizin als Cholesterinsenker eingesetzt und als Mittel gegen Bluthochdruck. Er wirkt virostatisch und kommt als Heilmittel bei chronischen Viruserkrankungen zum Einsatz. Maitake ist bei einer Nebennierenreizung mit Aldosteronerhöhung ein großes Heilmittel. Dosierung: Man nimmt 4-5 Gramm täglich davon ein.
Mariendistel, Guggul und Maitake können auch gut miteinander kombiniert werden und kommen bei der Nebennierenreizung gemeinsam zur Anwendung.

Schüßler-Salze
Die Mineralien des Körpers werden in der Homöopathie unter starker Verdünnung als Arzneien gegeben und können dabei eine regulierende Kraft entfalten. Ich habe mit diesen einfachen, preisgünstigen Arzneien gute Erfahrungen gemacht und setze sie gerne bei Patient*innen ein, da keine Nebenwirkungen oder Schädigungen zu erwarten sind, und ein Großteil der Behandelten darauf gute Wirkung zeigen.
Die erste Kur gegen Nebennierenreizung besteht in den Schüßler-Salzen Nr. 8 Natrium chloratum D6 und Nr. 10 Natrium sulfuricum D6, je 5 Tabletten täglich über 3 Monate hinweg eingenommen. Darunter sollte es zu einer Regenerierung der Kräfte kommen, zu einer Abschwellung der Gewebe, und einem verbesserten Schlaf.

Nr. 25 Aurum chloratum natronatum D6, das Schüßler-Salz Nr. 25, ist ein altes und bewährtes Heilmittel gegen eine schon länger bestehende Nebennierenreizung, die sich auf die erste Kur hin nicht zurückgebildet hat. Man kann es alleine oder in Kombination mit den anderen Schüßler-Salzen einsetzen.

Die Nr. 25 eignet sich auch in Kombination mit Nr. 27 Kalium bichromicum D6, das cholesterinsenkend ist und auf dieser Ebene beruhigend auf die Nebenniere einwirkt.

Homöopathie
Auch die Anwendung homöopathischer Arzneien unter konstitutionellen Gesichtspunkten war schon segensreich in der Behandlung einer Nebennierenreizung. Theoretisch stehen hier fünftausend Mittel zur Wahl. Welches das Richtige davon ist, um den Körper zu stärken und das Hormonsystem zu balancieren, sollte man in den meisten Fällen einem*r erfahrenen Therapeut*in überlassen. Einige Arzneien, die ich mit Erfolg angewandt habe: Homöopathisches Gold, zum Beispiel in der Form von Aurum metallicum C30, 5 Kügelchen täglich, aber auch andere Goldsalze. Unter den Nosoden hat vor allem Luesinum C200 Bedeutung bei Formen der Nebennierenreizung mit Depression. Hier gibt man einmalig 5 Kügelchen und misst dann am Folgetag, ob der Cortisolwert darunter deutlich gesunken ist. In dem Fall wird man die Gabe je nach Bedarf wiederholen.
Bioidentische Hormone
Es hilft hier der Blick auf drei Hormondrüsen, die eng zusammenarbeiten: Schilddrüse, Nebenniere und Geschlechtsdrüsen. Die Nebennierenreizung ist häufig eine Überaktivität dieser Drüse durch Minderleistung der anderen. Mit Schilddrüsenextrakt vom Schwein kann man die Schilddrüsenfunktion unterstützen, mit Progesteron, das aus der Wilden Yamswurzel gewonnen wurde, sowohl beim Mann wie auch bei der Frau in der Zeit der Wechseljahre Großes vollbringen. Auch Östriol und Östradiol können bei Frauen und Testosteron beim Mann eine gute Entlastung der Nebenniere erreichen. Männer, die ihr Haupthaar schätzen und deshalb den Testosteronblocker Finasterid einnehmen, stressen dadurch häufig ihre Nebenniere. Da ist es in manchen Fällen für die allgemeine Gesundheit besser, den androgenetischen Haarausfall möglicherweise anzunehmen und und für die Stärkung der Nebenniere mit Androgenen zu arbeiten.

Eine hohe Bedeutung hat die Gabe von DHEA, bioidentisch aus der Yamswurzel isoliert. Zuerst bestimmt man den Wert im Blut. Dann beginnt man mit einer niedrigen Dosis von 10 mg DHEA täglich und steigert die Menge, bis das Cortisol in den Normbereich zurückkehrt oder einer Menge von 50 mg täglich. Die Wirkung von DHEA auf das Gemüt ist beruhigend, besänftigend, der Blutdruck geht zurück, es ist auch möglich, in dieser Situation an Gewicht abzunehmen. Man belässt das DHEA in der notwendigen Dosierung etwa 6 Monate, und beginnt dann langsam die Dosis zu reduzieren und auszuschleichen. In den meisten Fällen hat sich die Nebennierenreizung dann normalisiert.

Pharmazeutika
Menschen mit Nebennierenreizung sind ja meist in der Mitte des Lebens und kamen in den Fokus behandelnder Ärzte wegen eines hohen Blutdrucks oder anderer Nebeneffekte dieser Störung. Sie nehmen Bluthochdruckmittel ein, leider aber meist einen AT1-Rezeptorantagonisten, ein Sartan. Gegen die Nebennierenreizung wären andere Bluthochdruckmittel interessanter als Heilreize. Betablocker beispielsweise können ein überaktives Nebennierenmark beruhigen, die überschüssige Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin abmildern und damit auch einen erhöhten Blutdruck senken. Das wirkt beruhigend und auch ausgleichend auf das Gemüt. Noch stärkere Wirkung auf die Seele entfalten Alpha-Blocker und Alpha-2-Agonisten. All diese Arzneien sind als Mittel gegen Bluthochdruck gebräuchlich. Eine kluge Wahl zwischen ihnen kann eine Nebennierenreizung auch durch Stabilisierung des Nervensystems gegenüber Stress beheben. Eine ähnliche positive Wirkung können wir uns von Cholesterinsenkern erwarten. Die pauschale Vermutung, Cholesterin solle bei allen Menschen möglichst gesenkt werden und damit wäre die Lebenserwartung von allen verlängerbar, hat sich nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil hat eine Überdosierung von Cholesterinblockern viele Menschen müde, depressiv und alt gemacht, und manche sind wegen Hormonverarmung vor der Zeit gestorben. Bei der Nebennierenreizung kann es aber hilfreich sein, das Cholesterin im Körper zu senken und damit eine überschüssige Hormonproduktion in der Nebennierenrinde zu hemmen. Auch das kann ein nächtliches Cortisol beispielsweise senken, muss aber gut dosiert werden.