Depression

Die Belastungen unseres Lebens greifen unser Hormonsystem an. Wenn dadurch eine Drüsenschwäche entsteht und die Bildung von Botenstoffe nicht mehr ausreichend erfolgt, entwickeln wir emotionale Probleme, erleben Ängste, klagen über eine depressive Verstimmung, schlechte Laune, tiefe Traurigkeit, zeigen einen Verlust an Interessen. Die fortgeschrittene Form der Erschöpfung nennt man eine Depression, bei der eine Botenstoffverarmung im Gehirn eintritt. Diese kann verschiedene konkrete Ursachen haben, einen Mangel an Vitalstoffen wie Eisen, Jod oder die Vitamine der B-Reihe, wodurch die Funktion der Botenstoff bildenden Zellen lahm gelegt wird, oder einen Mangel an Schilddrüsenhormonen, sodass der Zellstoffwechsel hängt. Aber sie kann auch durch eine konkrete Bildungsstörung von Neurotransmittern aufgrund fehlender Vorstufen bedingt sein, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Hier kann eine gezielte Ernährung große Heilwirkung entfalten.

Die Pflanzen unserer Erde sind vor etwa 1,5 Milliarden entstanden. 300 Millionen Jahre später haben sich die Tiere entwickelt, aus denen wir letztendlich hervorgegangen sind. Ein Bindeglied zwischen Pflanzen und Tieren sind Botenstoffe auf Aminbasis, die in Pflanzen sehr aktiv sind und die auch unser Gehirn als Neurotransmitter und teilweise auch den Körper in Form von Hormonen regulieren. Der einfachste Stoff in dieser Richtung ist das Acetylcholin. Zellen verwenden es als Botenstoff für die Erregungsübertragung. Acetylcholin ist reichlich in der Brennnessel vorhanden und erklärt die Wirkung, die ihr den Namen gegeben hat. Diese Pflanze bildet aber auch Botenstoffe, die an menschliche Hormone erinnern und auch in unserem Körper Hormonwirkung zeigen. Beta-Sitosterin beispielsweise, das den Hormonen unserer Nebenniere ähnelt und androgene, also vermännlichende Wirkung auf den Menschen hat. Und eben Serotonin, das in der Brennnessel in großen Mengen vorkommt. Serotonin, das bei depressiven Menschen vor allem im Gehirn angereichert werden soll, um die Stimmungslage zu heben. Kann man das erreichen, indem man Brennnessel kaut? Ja, eine kleine euphorisierende, stimmungsaufhellende Wirkung ist hier zu verzeichnen, vor allem wenn man die frischen Triebe oben an der Spitze nimmt und zu einer Kugel rollt und diese gut kaut. Ist die Wirkung nachhaltig? Da sieht es schon anders aus. Aber die gleiche Frage stellt man sich bei Menschen, die Antidepressiva über längere Zeiträume einnehmen. Wie viel bringt es wirklich, den Gehalt von Serotonin in manchen Hirnregionen zu steigern?

Unsere ältesten Hormone sind solche, die von Aminosäuren abgeleitet sind. Da sind Glutamat und Gamma-Amino-Buttersäure, die beide auf der selben Vorstufe, der Glutaminsäure, beruhen. Glutamat ist einer der wichtigsten erregenden Neurotransmitter im Zentralnervensystem. Ein Besuch beim Chinesen, der scharf mit Mononatriumglutamat gewürzt hat, um die Geschmacksknospen anzuregen, und Sie merken die Wirkung: Glutamat wirkt aufregend und erregend. Es ist appetitanregend bis zu einem Punkt, an dem kein Sättigungsgefühl mehr besteht. Viele Menschen mit Schlaflosigkeit und Restless Legs haben einen Überschuss an Glutamat im Gehirn, im Thalamus.

Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) ist der Gegenspieler dazu. Sie wirkt angstlösend, schmerzlindernd, entspannend, den Blutdruck ausgleichend. Gemeinsam mit Serotonin und Melatonin wirkt sie schlaffördernd. Wer sehr wenig dieses Botenstoffs aufweist, klagt über Depressionen, hat chronische Schmerzen und zeigt Störungen in anderen Bereichen des Hormonsystems, zum Beispiel ein prämenstruelles Syndrom. Man kann hier mit Pharmazeutika wie Pregabalin, die den Spiegel an GABA im Gehirn erhöhen, starke Heilwirkung erzeugen bei Beschwerden wie Heißhunger auf Süßes, Parästhesien, Muskelverspannungen, Ohrgeräusche, Herzklopfen, Gedächtnisverlust, innere Unruhe und Ängsten.

GABA hat eine starke Wirkung auf die Steuerung des Hormonsystems an sich. Es beeinflusst die Tätigkeit des Hypothalamus bei der Freisetzung der Releasing-Faktoren, steuert die Produktion von Wachstumshormon, Prolactin, ACTH, TSH und LH. GABA gibt es auch in der Bauchspeicheldrüse, wo sie die Insulinausschüttung regelt. GABA moduliert das Immunsystem und hilft bei der Überwindung entzündlicher Erkrankungen, was für die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis und anderer Formen der Schilddrüsenentzündung Bedeutung hat.

Wie kann man die Wirkung von GABA im Körper verstärken? Mit Glutamin, Taurin, Theanin und 5HTP, beispielsweise. Man kann GABA dem Körper auch in Dosierungen von bis zu 2 g täglich verabreichen. Wenig davon wird die Blut-Hirnschranke passieren, aber die Wirkungen von GABA außerhalb des Zentralnervensystems sind auch bedeutsam und führen zu Entspannung und Schlafförderung. Diese Wirkung erklärt, warum Passionsblume hier wirkt. Sie beinhaltet Flavonoide, die den GABA-Rezeptor erregen.

Eine weitere Aminosäure, Tryptophan, ist die Vorstufe von Serotonin. Es ist in der Natur weit verbreitet und dient schon einzelligen Organismen wie den Amöben als Botenstoff. Manche Pflanzen reichern Serotonin und seine Metabolite besonders stark an und dienen seit alters her als Nahrungsmittel zur Stimmungsaufhellung, so auch die Walnuss, die 300 mcg pro Gramm Serotonin enthält. Es ist kurios, dass ihre Schale besonders hart ist wie ein Schädel, und der weiche Kern, den sie birgt, direkt an ein Gehirn erinnert. Solche Zeichen der Natur, die Signatur, wurde früher bei der Auswahl von Heilmitteln berücksichtigt, und in diesem Fall hatte man damit Recht. Serotonin beruhigt das Gehirn und ist Schlaf fördernd. Aber auch andere Nahrungsmittel können mit hohen Mengen Serotonin aufwarten, so besonders Kochbananen und Bananen, Ananas, Kiwis, Pflaumen, Tomaten und Kakao.

Tyrosin, jene Aminosäure, die an Jod gekoppelt Schilddrüsenhormone bildet, ist auch die Vorstufe der Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin, und Dopamin, ein weiterer wichtiger Neurotransmitter, ist ein Derivat davon. Diese Botenstoffe entstehen und wirken im Gehirn, aber auch im Mark der Nebenniere. Wenn es um unsere Stimmungslage geht, haben vor allem Serotonin, Dopamin und Noradrenalin mitzureden. Sie wirken in Harmonie miteinander.

Dopamin macht uns wach, verleiht Motivation und ist für das Glücksgefühl zuständig. Noradrenalin hilft uns bei der Konzentration und der Durchführung von Aufgaben, steuert die Gedächtnisleistung und intuitives Denken. Serotonin ist für das Gedächtnis beim Lernen verantwortlich, steuert Glücksgefühle und Schmerz, hilft uns zu entspannen, macht zufrieden und ruft Befriedigung hervor, wenn man etwas geschafft hat. Um diese Botenstoffe zu bilden, muss über die Nahrung stetiger Nachschub besorgt werden, und hier sind Fleischfresser im Vorteil, da das Muskelgewebe der Tiere, die wir verspeisen, zahlreiche dieser Aminosäuren liefert.

Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, also eine, die man zum Leben braucht und die im Körper nicht hergestellt werden kann. 100 g Fleisch oder Fisch haben etwa 20 g Eiweiß und 200 mg Tryptophan, das ist die durchschnittlich notwendige Tagesdosis. Tryptophan bekommen Sie außerdem, wenn Sie 150 g Nüsse essen, oder 200 g ungeschälten Reis, oder 100 g Haferflocken, oder 400 ml Kuhmilch trinken.

Tryptophan wirkt auch an sich stimmungsaufhellend, beruhigend und gewichtsreduzierend, weil es, soweit der Stoffwechsel mitmacht, im Körper in Serotonin umgewandelt wird. L-Tryptophan kann man auch als „natürliches Antidepressivum“ rezeptfrei kaufen. Man wendet die Dosis von 500 mg täglich als Tablette an.

Jede natürliche Behandlung von Depressionen wird eine Mischung verschiedener Maßnahmen, Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmitteln beinhalten. Ein Plan dieser Art kann so aussehen:

  • Man isst viel Grünzeug und trinkt grüne Smoothies, um Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und Ballaststoffe zu bekommen, die Kraft geben
  • Walnüsse und Bananen gehören dazu, wenigstens 100 g täglich. Neben reichlich Serotonin liefern sie Omega 3-Fettsäuren
  • Lächeln: Man übt sich daran, zu lächeln und sich zu freuen
  • Bittersalz: 1 Esslöffel morgens reguliert den Darm, Magnesiumsulfat entspannt.
  • Auch Mandeln liefern Magnesium für das Gehirn
  • Man trinkt reichlich reines Wasser
  • Man würzt reichlich mit Cayenne Pfeffer: Er regt die Bildung von Endorphinen an, das wirkt stimmungsaufhellend

L-5-Hydroxytryptophan, die unmittelbare Vorstufe von Serotonin, kommt in der Natur vor allem in der Banane, aber auch im Samen der afrikanischen Schwarzbohne (Griffonia simplicifolia) vor, aus der es als Arzneimittel gewonnen wird. Reife Bananen haben auch noch L-Tryptophan und Serotonin. 2 x 100 mg täglich von Griffonia sind eine gute Nahrungsergänzung bei Depression.

Tyrosin ist keine essentielle Aminosäure, sie kann im Körper aus einer anderen Aminosäure, dem L-Phenylalanin, gebildet werden, und kommt in der Natur sehr häufig vor. Die nötige Tagesdosis von 1,5 g Tyrosin oder Phenylalanin bekommen Sie leicht zusammen. 100 g Fleisch haben 800 mg, 100 g Kürbiskerne 1000 mg und 100 g Weizenmehl 300 mg.

Eine gute Ergänzung unter den Heilpflanzen sind Monoaminoxidasehemmer, die den Abbau von Dopamin und Serotonin hemmen, sodass es länger im Körper vorhanden bleibt. Diese Pflanzen bieten die Vorstufe von pharmazeutischen Antidepressiva. In seiner Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist Rhodiola rosea, ein Dickblattgewächs. Es wächst in den kühlen Gebirgslagen Europas und Asiens, eine kniehohe Pflanze mit dicken blaugrünen Blättern, die nach Rose duftet. In Sibirien gilt sie als Heilpflanze, deren Wurzelextrakt das Erinnerungsvermögen und die Konzentration erhöhen soll, weshalb sie als „Goldene Wurzel“ bezeichnet wird. Man wendet sie als Extrakt an und nimmt dann 3 x 20 Tropfen. Man kann sie als Tee kaufen, das sind kleine Wurzelstückchen, gibt davon einen Esslöffel nachts über zehn Stunden in einen Liter kalten Wassers, und trinkt den Tee am Folgetag, ohne ihn zu erhitzen.

Eine ähnliche Wirkung entfaltet Peganum harmala, die Steppenraute. Sie liefert eines der ältesten bekannten Halluzinogene. Diese Wirkung wird wohl durch das Harmalin und andere Inhaltsstoffe hervorgerufen, die wie MAO-Hemmer wirken und dadurch den körpereigenen Gehalt an Botenstoffen erhöhen. Samen der Steppenraute sind in türkischen oder iranischen Lebensmittelläden unter dem Namen Yüzerlik oder Esphand zum Räuchern erhältlich und können in Form einer Aromatherapie angewandt werden.